Sport- und Landtagspräsident Klaus Meiser gibt im Finanzskandal des Landessportverbandes den Ahnungslosen, Getäuschten, Diffamierten. Dabei sind er und seine Präsidiumiumskollegen für das operative Geschäft, für Finanzplanung und Ausgabenkontrolle im Landessportverband persönlich verantwortlich. So steht es in der Satzung.
Der Finanzskandal im Landessportverband um falsche Buchungen, Zweckentfremdung von Krediten und die Doppelbeschäftigung der geliebten Ex-Vorzimmerdame des Präsidenten schlägt weiter hohe Wellen. Und der Präsident rudert weiter, um nicht in den Strudel weiterer Ermittlungsergebnisse gezogen zu werden. Im Moment, so scheint es, hat der Präsident Oberwasser. Auch, weil der suspendierte Hauptgeschäftsführer Paul Hans sich zurzeit im Krankenhaus einer Operation unterziehen muss und nicht aussagen darf.
„Die verquirlten Geldflüsse im LSVS“
Meiser ist durch zwei Strafbefehle in Sportfinanzaffären gebranntes Kind. Er hat sich als Bürgermeister von Quierschied von einer saarländischen Entsorgungsfirma bei der WM in Frankreich pampern lassen und sich kurz danach mit 615.000 Mark durch Scheinverträge mit der Caritas Macht und Einfluss als FCS-Vizepräsident gesichert. Ein dritter Fehltritt wäre wohl das Ende seiner politischen Karriere. Meiser hat also keine Wahl: Er muss den Entrüsteten und Übertölpelten spielen, Verantwortung abschieben und das angebliche Verschleierungsgebaren seines Hauptgeschäftsführers als unfassbares Vergehen aufbauschen: „Wenn wir es jetzt nicht erlebt hätten, könnte man es nicht glauben“. Dabei ist Präsident laut Satzung selbst ein Hauptakteur der „verquirlten Geldflüsse im LSVS“, wie es ein Insider beschreibt.
Meiser erzählt Details, sein Ex-Mitarbeiter hat Aussageverbot
Während Meiser seinen Ex-Hauptgeschäftsführer unter Schweigepflicht gestellt hat, lässt er weiter Details an die Presse raus, die seinen Ex-Hauptgeschäftsführer belasten sollen. Beispiel die angebliche Zweckentfremdung eines Kredits für die Turnhalle der Sporthochschule. Man darf auf die Stellungnahme von Hans gespannt sein. Meiser hat inzwischen seine harte Haltung gegenüber seinem Ex-Hauptgeschäftsführer gemildert. Von Untreue keine Rede mehr. Hans sei überfordert gewesen, niemand wolle ihn „dafür ans Kreuz nageln“, sagt der Christdemokrat.
Meiser will partout als Opfer dastehen
Meisers intensives Verhältnis zu Geld ist aktenkundig. Wie sonst auch könnte der Sport-Präsident Meiser unverfroren einen Nebenjob für seine geliebte Sekretärin beim LSVS anordnen für Terminkoordination und Sitzungsprotokolle, eine Aufgabe, die die Dame bereits in ihrem Hauptjob im Vorzimmer des Landtags-Präsidenten erledigte. „Hätte ich geahnt, welches Diffamierungspotenzial sich daraus ergibt und wie das zur Diffamierung genutzt wird, hätten wir das nicht gemacht,“ entrüstet sich Präsident Meiser nach der Sitzung des Innenausschusses am 11. Januar im Saarländischen Rundfunk. Er fühlt sich diffamiert, weil sein Verstoß gegen alle Regeln des Anstands durch die Presse publik wurde. Der Täter Meiser will als Opfer in der Öffentlichkeit dastehen. Von Scham und Zurückhaltung keine Spur. Es ist ein Phänomen der politischen Klasse, dass sich mit zunehmender Machtfülle die Koordinaten im Wertesystem verschieben und die Akteure einer idealisierten Selbstwahrnehmung erliegen.
LSVS-Satzung: „Das Präsidium erledigt die laufenden Geschäfte“
Bisher hat das Präsidium Meiser gestützt: „Die Präsidiumsmitglieder stellen klar, dass es … und wie das gesamte Präsidium an einer lückenlosen Aufklärung interessiert ist.“ Die Suche nach der Verantwortung für die Missstände könnte ein Blick in die LSVS-Satzung erleichtern. Dort ist im Paragraph 9, Absatz 1, geregelt, wer für das operative Geschäft des LSVS verantwortlich ist: „Das Präsidium ist mit der Leitung des LSVS betraut. Es erledigt die laufenden Geschäfte der Verwaltung. Insbesondere hat das Präsidium folgende Aufgaben zu erfüllen: 1. Die Aufstellung des Haushaltsplanentwurfes und den Vollzug des Haushaltes. 2. Die Vorprüfung des Jahresabschlusses…,“ etc.
Das Präsidium wollte keine klare Aufgabenzuweisung
Das Präsidium – das sind Präsident Meiser, die beiden Vizepräsidenten Franz Josef Schumann und Franz Josef Kiefer, Lothar Altmeyer, Andrea Pielen, Karin Nonnweiler, Udo Genetsch und Eugen Roth – haben per Satzung also auch die Aufgaben einer Hauptgeschäftsführung inne, der so genannte Hauptgeschäftsführer Hans hatte zwar einen bedeutungsträchtigen Titel, in der Praxis aber kaum mehr Kompetenzen als ein Obersachbearbeiter, so ein Insider. Eine „Geschäfts- und Dienstordnung“ hätte die Finanzverantwortung regeln können (§ 21 LSVS-Satzung), das Präsidium hat dies aber nicht gewollt.
Nicht nur die Finanzen waren im LSVS „verquirlt“, sondern offensichtlich auch Geschäftsverteilung und Verantwortung.