Der Saarbasar in Saarbrücken soll eine eigene Saarbahn bekommen. Ob sinnvoll oder nicht – Stadt und Saarbahn wollen damit offensichtlich eine drohende Millionen-Rückzahlung der Landeshauptstadt an den Bund umgehen. Und Zeit gewinnen.
Die Geschichte von Anfang an: Die Saarbahn hätte ursprünglich zwei Linien bauen sollen, die S1 Lebach-Saargemünd und die S2 von Völklingen bis Saarbrücken-Neuscheidt. Für die S1, gebaut von 1995 bis 2014, Gesamtkosten ca. 400 Millionen Euro, gab es ca. 300 Millionen Euro Zuschüsse vom Land und vom Bund. Darin auch mehr als 7 Millionen Euro für die Höherlegung der Bahnbrücke am Römerkastell (Gesamtkosten ca. 10 Mio.), damit die Saarbahn-Züge der Linie S2 später darunter durchfahren können. Die S 2 nach Neuscheidt wurde aber nie gebaut. Der Neubau der blauen Stahlbrücke ist also bis heute unnütz. Es drohen deshalb Rückforderungen des Bundesverkehrsministers von 7 Millionen Euro. Davor hatte bereits 2013 der saarländische Rechnungshof gewarnt.
Nun haben Saarbahn, Stadt und Verkehrsministerium eine neue Idee und das Extra-Gleis vom Römerkastell zum Saarbasar aus dem Hut und in den Verkehrsentwicklungsplan gezaubert. Acht Millionen Euro soll das ein Kilometer lange Schienenstück zwischen Römerkastell und Saarbasar mit Anbindung an die Eisenbahnlinie nach St. Ingbert kosten. Den größten Teil übernähme der Bund.
Findet die Strecke zum Saarbasar überhaupt genügend Fahrgäste?
Die Frage der Wirtschaftlichkeit hängt maßgeblich von den für die Planung unterstellten Fahrgastzahlen ab. Darum ist die Kernfrage: Ist es vorstellbar, dass Saarbasar-Kunden, beladen mit den Einkaufstaschen aus dem Wocheneinkauf sich in die Saarbahn bemühen, um dann nach meist noch einmal Umsteigen in den Stadtbus und einer Stunde Fahr- und Gehzeit zuhause anzukommen? Zumal das Einkaufszentrum bereits von den Buslinien 107 und 138 gut bedient wird. Bis zu 2700 Fahrgäste sollen täglich mit der Saarbahn bis zum Saarbasar fahren, geben die Saarbahnplaner an.
Die potentielle Rechnung der Saarbahn-Verantwortlichen: lieber den Bund und damit die Steuerzahler 8 Millionen für eine fragwürdige Investition ausgeben lassen, um damit 7 Millionen Euro Rückzahlung zu sparen. Abgesehen davon, dass erfahrungsgemäß die Baukosten drastisch steigen werden, mit dem neuen Vorschlag haben Stadt und Saarbahn erst Mal Zeit gegenüber dem Bundesverkehrsminister gewonnen.
Zukunft des Real-Markts noch nicht gesichert
Schon öfter haben die Saarbahn-Planer Netzerweiterungen ins Spiel gebracht, zur Uni oder nach Forbach beispielsweise. Es blieb bei den Ankündigungen in der Presse. Übrigens ist noch gar nicht entschieden, ob und wie es nach der Übernahme der Real-Märkte durch die russischen Investoren-Gruppe SCP mit dem Real-Markt im Saarbasar überhaupt weiter geht. Das hat Real-Pressesprecher Frank Grüneisen Saarlandinside mitgeteilt. Der Betrieb dort laufe bis auf weiteres unverändert weiter.
Saarbahn-Prognosen fast immer falsch
Skepsis ist gegenüber den genannten Kosten und Fahrgastprognosen angebracht. Die Vorhersagen der Saarbahn-Planer haben sich im Nachhinein häufig als Fehlkalkulation herausgestellt.
► So hat die Linie 1 Lebach-Saargemünd 170 Millionen mehr gekostet als anfangs angekündigt.
► Statt der prognostizierten 90.000 Menschen täglich transportiert sie in Saarbrücken nur 40.000.
► Deshalb muss der Steuerzahler den Saarbahnbetrieb noch mit Millionen Euro jährlich subventionieren, was die Verantwortlichen im Land und bei der Gesellschaft zuvor stets bestritten hatten.
Lesen Sie dazu den ausführlich recherchierten Saarlandinside-Artikel.